Das Amulett

  • Kapitel 8


    Ort: London / UK
    01:23 Uhr


    Okoma lehnte sich zufrieden in dem modernen Bürostuhl zurück. Die Ereignisse schienen endlich nach seinen Vorstellungen zu verlaufen. Das Amulett hatte eine neue Komponente mit ins Spiel gebracht. Nachdem er Serailow zugesichert hatte, das er Lara Croft zur Strecke bringen würde, war der Russe recht offenherzig gewesen und so war er dem Kadram auf die Spur gekommen. Den Zweck des Artefakts erfuhr er durch seine Auftraggeber und dadurch von der Existenz des Angria-Amulettes. Der Silention-Bund war anscheinend sehr gut informiert über solche Dinge. Diese Organisation bereitete ihm allerdings auch gehörige Kopfschmerzen.
    Wer sind die Leute hinter diesem Bund? Welche Ziele verfolgten sie? Warum wollen sie Lara Croft unbedingt tot sehen?
    Fragen auf die er sicherlich keine Antworten erhalten würde und dies gefiel ihm überhaupt nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich ernsthaft bedroht, durch den Silention.
    "Nun, Mr. Okoma, hat Lara Croft den Kadram?" Fragte eine weibliche Stimme.
    "Ja", war seine knappe Antwort und er drehte sich in die Richtung aus der er die Stimme vernahm.
    Es war die Frau mit den schulterlangen blonden Haaren und den einprägsamen grünen Augen. Sie trug einen extrem teuren franz. Designer-Hosenanzug, aber von noch mehr Interesse war die Frau dahinter. Sie stand zwar Abseits, aber strahlte eine Präsenz aus die sagte - Ich habe hier das Sagen und wenn sie mit jemanden sprechen wollen, dann mit mir! -. Diese Frau hatte ihm auch die benötigten Informationen zugänglich gemacht und diese Frau wusste sicher auch über den Silention Bescheid, denn sie gehörte ihm offensichtlich an.
    "Wie geht es nun weiter, Mr. Okoma? Durch sie hat Croft jetzt recht einfach das bekommen was sie ohnehin haben wollte und wir stehen nach wie vor mit rein gar nichts da." Meldete sich die Frau aus dem Hintergrund zu Wort.
    "Keine Sorge, Lady. Croft hat nur drei dieser komischen Dinger mit bei sich. Den vierten besitzt Sie offensichtlich ja schon. Mr. Macnaughton war sehr kooperativ, genützt hat es ihm allerdings nicht." Schloss Okoma mit einem diabolischen Grinsen.
    "Und das heißt?"
    "Croft muss zurück nach England. Ohne den vierten Kadram kommt sie nicht an das Amulett ran. Ich treffe Croft da wo es ihr besonders wehtut. Bei ihren sogenannten Freunden. Diesen alten Zausel von einem Butler und die zwei anderen Amöben."
    "Hm, könnte funktionieren. Das ist wirklich gut, aber wird Croft Manor nicht schwer werden?"
    "Kein Problem. Ohne Lara Croft stellt dieses Haus kein Hindernis dar. Croft's Freunde sind schon so gut wie erledigt."
    "Schön, dann leiten sie Alles dafür notwendige in die Wege, Mr. Okoma!"
    "Bin schon unterwegs", antwortete Okoma und schickte sich an den Raum zu verlassen.
    "Mr. Okoma, sie leisten wirklich hervorragende Arbeit. Weiter so!"
    "Danke, Lady", antworte Er und verlies den Raum. Beinahe hätte ich ihr den Scheiß abgekauft, aber einen süßen Hintern hat sie.


    Ort: London / UK
    01:52 Uhr


    "Was für ein Primat. Ich hasse diesen Kerl und er macht mir Angst." Sagte die jüngere der beiden Frauen nachdem Okoma die Tür von außen geschlossen hatte.
    "Wir brauchen ihn noch. Ohne Okoma wüssten wir nichts von diesem Amulett. Er erfüllt seinen Zweck."
    "Ja ja, dieses blöde Amulett. Was ist mit Croft? Waren wir uns nicht einig das sie sterben muss!"
    "Das habe ich nicht vergessen und es wird auch passieren, aber das Amulett hat erst einmal oberste Priorität!"
    "Warum?"
    "Meine Stellung im Silention ist zwar schon recht hoch, aber um bis zum ersten Kreis aufzusteigen brauche ich etwas Besonders. Etwas Überzeugendes. So etwas wie das Angria-Amulett."
    "Wieso? Es ist doch nur ein Schmuckstück, oder?"
    "Ein Schmuckstück ist es mit Sicherheit, aber es kann noch viel mehr."
    "Wegen mir. Ich will meine Rache und dieses Amulett lässt diese nur weiter in die Zukunft treiben."
    "Rache ist ein Gefühl von nur kurzfristiger Genugtuung, Schatz. Du verlierst ein Stück Lebensinhalt, wenn du sie erreichst. Denke an die Zukunft! Denke strategisch!"
    "Hältst du es deswegen schon seit 10 Jahren zurück?"
    "Ich habe in den letzten Jahren meine Position deutlich verbessert. Habe mich der richtigen neuen Strömung innerhalb des Silention angeschlossen und nun setze ich die für meine Zwecke richtigen Leute in die Schlüsselpositionen ein."
    "Und dies hast du auch für mich vorgesehen?"
    "Ja, ich brauche dich dort. Ich brauche jemanden dem ich uneingeschränkt vertrauen kann. Das Amulett ist der Schlüssel. Es ist deine Fahrkarte zu einem festen Sitz im Silention und meine zur höchsten Macht."
    "Ich bin mir nicht sicher ob ich das überhaupt will. Dieser Silention-Bund ist merkwürdig und was ist mit Lara Croft?"
    "Mach dir keine Sorgen, Kleines! Alles wird zu unserer vollsten Zufriedenheit verlaufen. Okay?"
    "Wenn du es sagst."
    "Tue ich und jetzt halte unseren grobschlächtigen Freund weiter unter Beobachtung. Wir wollen doch nicht dass er sein eigenes Ding durchzieht."
    "Natürlich nicht", antwortete die Frau und ging Okoma nach.
    Nun stand die ältere der beiden Frauen allein in dem Zimmer. Sie ging zu einem der Fenster. Draußen regnete es und ein starker Wind trieb unzählige Regentropfen gegen die Fensterscheibe. Das Haus stand in einer noblen Gegend und war schon seit vielen Jahren der Wohnort ihrer Familie, die zu den angesehensten der Stadt gehörte. Ihr Gesichtsausdruck war ernst. Ja, Lara Croft hatte ihr einst die Mutter genommen und dafür musste sie sterben, aber noch war nicht die Zeit dafür. Allerdings würde diese bald kommen.

  • Hui, war ja mal viel auf einmal.
    Mir hat besonderst die Verfolgungsjagd gefallen. Endlich mal eine wo nicht alles wie am Schnürchen läuft.


    auch die Ortswechsel bekommst du ganz gut hin, bin zumindest noch nicht verwirrt worden. :grins

  • In der Tat, es war ganz schön viel! *puh* Nichtsdestotrotz schöne Kapitel (wieder). Ich hoffe, Lara kommt schnell wieder auf die Beine. Ich habe richtig mit ihr gelitten, als sie so entkräftet und nass durch die Kälte rennen musste. So, so. Deshalb will die böse, blonde Frau Lara also ans Leder. Da haben wir schon mal das Motiv! :poke:

  • Danke für die schönen Reviews :-) .

    Kapitel 9.1


    3 Tage später
    Ort: Grafschaft Surrey / England (UK)
    10:54 Uhr


    Der gemietete Vauxhall Vectra fuhr über die nasse Landstraße der Grafschaft. Lara saß auf dem Beifahrersitz und sie war noch immer von den Ereignissen in Norwegen gezeichnet. Ihr Gesicht hatte einen blassen Farbton und einige Kratzer, die von den Holzsplittern herrührten, säumten ihre rechte Wange. Die Lippen waren spröde und aufgeplatzt, denn das eisige Wasser der Nordsee hatte ganze Arbeit geleistet. Der Rollkragen ihres Pullovers verbarg den großen Verband rund um Lara's Hals. Sie erholte sich langsam, aber die Umstände trieben ihr neue Sorgenfalten auf die Stirn.
    "In welche Richtung?" Fragte Matthew nachdem sie eine Kreuzung erreichten.
    "Fahr die Abzweigung nach Guildford! Es sind nur noch ein paar Kilometer bis Croft Manor."
    Die Stufenhecklimousine setzte sich langsam in Bewegung.
    "Was ist los, Lara. Rede mit mir!"
    "Das ist nicht seine Art", antworte Lara zögernd.
    "Wen meinst du, deinen Butler?"
    "Ja, unter anderem. Ich erreiche schon seit Tagen keinen mehr im Manor. Weder Winston noch Zip und Alister. Sie müssten schon seit Wochen wieder zurück sein. Ich mache mir große Sorgen, verstehst du?"
    "Das ist auch nur zu verständlich, Lara. Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie du befürchtest", meinte Matthew mitfühlend.
    "Vielleicht, vielleicht auch nicht. Norwegen war zu einfach!"
    "Zu einfach, du wärst dabei beinahe drauf gegangen. Den Kadram hast du wirklich teuer erkauft, Lara!"
    "Sicher, aber ich kann mich nun einmal dieses Gefühls nicht erwehren. Ich hätte unseren Verfolgern mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen müssen. Wer weiß was sie im Hintergrund für Fäden gezogen haben und was für neue Entwicklungen jetzt gerade einsetzen."
    "Da magst du Recht haben, Lara. Ich wünschte ich könnte dir besser helfen."
    "Du hilfst mir schon in dem du bei mir bist, Matthew. Das ich das alles nicht allein durchstehen muss."
    "Auch wenn du es problemlos könntest."
    "Ja, aber das ist nicht der Punkt, Matthew. Fahr mal links ran, da ist Croft Manor!"
    "Sieht schick aus", antwortete er nachdem das Auto am Straßenrand zum Stillstand gekommen war. Lara stieg umgehend aus und stellte sich vor das Auto um einen besseren Blick auf ihr Anwesen zu bekommen. Ein kalter regnerischer Windzug blies ihr in das Gesicht und lies ihre Haare tanzen. Matthew folgte ihr und stellte sich neben ihr hin.
    "Macht einen friedlichen Eindruck."
    "Und meist ein sicheres Anzweichen dafür, das was nicht stimmt."
    "Was willst du tun? Schon wieder eine Einzelaktion? Vielleicht sollten wir die Polizei einschalten?"
    "Die Polizei? Wie lange soll das dauern? Ich muss wissen was in dem Haus vor sich geht!"
    "Hm, in Ordnung. Durch den Vordereingang wird es allerdings nicht gehen!"
    "Steig ein, Matthew, aber ich fahre!" Sagte Lara nachdem sie eine Weile überlegt hatte. Bald saßen beide wieder im Auto und Lara vollführte mit dem Fahrzeug eine scharfe Wende.
    "Fahren wir etwa zurück?" Fragte Matthew.
    "Wirst du schon sehen", antwortete Lara knapp.
    Sie fuhren einige hundert Meter bis ein schmaler Feldweg in Sicht kam. Lara steuerte diesen gezielt an. Der Weg war durch die Witterung nicht im besten Zustand und sie musste mit dem Gaspedal etwas spielen damit das Fahrzeug sich nicht festfuhr. Kurz darauf kam ein kleines Wäldchen in Sicht und nachdem sie die Bäume erreichten sah Matthew ein altes Schild, das schon einmal bessere Tage gesehen hatte.


    St. Catherine Cemetery


    Las Matthew laut vor. "Wir fahren auf einen Friedhof, Lara?"
    "Jepp."
    "Wunderbar."
    Schließlich kam der besagte Friedhof in Sicht und kurz vor dem Eingang stoppte Lara das Auto. Der kleine Friedhof war in einem ähnlichen Zustand wie das Schild. Er wurde offensichtlich schon lange nicht mehr benutzt. Die Grabsteine standen kreuz und quer, nur ein paar standen noch so, wie sie einstmals aufgestellt wurden waren. Der Friedhof wurde von einem schön gearbeiteten Eisenzaun umgeben. Dieser hatte aber bereits die Farbe verloren und der Rost nahm sich stetig seinen Anteil.
    Lara stieg aus und lief zum Kofferraum, den sie umgehend öffnete. Matthew folgte ihr.
    "Hat den Charme einer Akte X-Folge", sagte er.
    "Und wir sind Scully und Mulder?"
    "Hehe, du kennst die Serie, Lara?"
    "Sicher, wer nicht?" Sie schnallte sich ihren Pistolengurt um und schulterte den Rucksack mit den drei Artefakten drin. "Hast du die 1911er noch, Matthew?"
    "Ja, die Pistole ist in meinem Handgepäck." Er suchte die Waffe und Lara holte unterdessen zwei MagLite's hervor.
    "Hier, fang!"
    Matthew nahm die Taschenlampe auf und verstaute die Pistole in seiner Jacke. Anschließend schloss Lara den Kofferraum und verriegelte das Fahrzeug. Durch die quietschende Eisentür betraten beide den alten Friedhof und Lara hielt zielstrebig auf ein besonders großes Grab zu.
    "Ähm, sind die Gräber noch in Benutzung?"
    Lara lächelte. "Nein, sind sie nicht. Als ich den Friedhof gekauft habe war er schon fast vergessen."
    "Ihr Reichen habt manchmal echt Einen am Laufen!" Meinte Matthew kopfschüttelnd.
    "Keine Sorge, ich habe das Grundstück nicht aus Langeweile gekauft, Matthew."
    Lara hantierte hinter dem großen Grabstein umher und plötzlich sprangen die zwei Abdeckplatten vor ihm auf und der Eingang zu einem geheimen Zugang öffnete sich. Matthew hockte sich vor dem Eingang hin und leuchtete ihn mit der MagLite aus.
    "Lady is first!"
    "Ich denke in diesem Fall machen wir mal eine Ausnahme, Matthew." Antwortete Lara spitzfindig.
    "War ja klar", bekam sie als Antwort.
    Vorsichtig lief Matthew die Stufen hinunter und fand sich in einem schmalen Gang wieder der kaum breit genug für Einen war. Lara betätigte wieder den Mechanismus und sprang mit einem gewaltigen Satz in den Eingang hinein. Es war schon erstaunlich, auch wenn sie immer noch geschwächt war und der Erholung bedurfte war Lara jederzeit in der Lage solche routinierten Bewegungen durchzuführen. Nachdem sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte schlossen sich die Abdeckplatten wieder.

  • Hehe, hatte gehofft das der Friedhof gefällt ;-) .


    Hm, nö die wohnen da schon noch. Stimmt natürlich und habe die Passagen auch geändert. Macht eigentlich auch wenig Sinn am helligten Tage das Licht anzumachen :slapforehead .

  • Gibts eigentlich irgendein Gesetz das immer MagLite Taschenlampen verwendet werden müssen?
    Die Lampen von Surfire sind doch viel besser. :grins


    Was mich mal interessieren würde.... wie lange schreibt man eigentlich, so im Schnitt, an so einem Kapitel?

  • Die alten Lampen werden aus reiner Tradition wegen noch verwendet. Obwohl so eine Surefire wäre auch was feines für unsere Lara ;-) .


    Wie lange man an so einem Kapitel schreibt ist ganz unterschiedlich. Ich spreche da natürlich nur für meine Person. Wenn man einen groben Plan hat worum es gehen soll, dann steht so ein Kapitel schonmal in 6 - 8 Stunden. Also da fange ich frühs an und mit Pausen bin ich am frühen Abend damit fertig, aber dafür muss es wirklich gut laufen.
    Hin und wieder kommt man aber an Stellen, wo es nicht weiter geht und man muss ne Pause einlegen um wieder Abstand zu bekommen. Meistens geht es danach wieder weiter. Es kommt auch vor das für spätere Kapitel einem was einfält und das muss man gleich aufschreiben. Auch kurz vorm schlafengehen fallen mir manchmal solche Fragmente ein.


    Es ist unterschiedlich. Manche Kapitel schreiben sich schnell während man an anderen quälend lange sitzt und mit dem Ergebnis nie so recht glücklich wird.

  • Kapitel 9.2


    Ort: Grafschaft Surrey / England (UK) - geheimer Zugang zu Croft Manor -
    11:42 Uhr


    Lara stand hinter Matthew und schaltete ihre Taschenlampe ein. Ihre Augen brauchten eine Weile bis sie sich an die Sichtverhältnisse gewöhnt hatten. Der Gang war schmal und in die stabileren Erdschichten gegraben. Der schmale Gang wurde durch in regelmäßigen Abständen eingesetzte Stützbalken gehalten. Einige dieser Balken sahen aus als wären sie von einem biblischen Alter, manch anderer war noch relativ neu.
    "Die Renovierungsarbeiten schleifen wohl etwas, Lara?"
    "Sie gehen zwar langsam voran, aber voran. Mit der Zeit wird hier sicher wieder alles wie neu sein."
    "Hast du den Gang angelegt, Lara?"
    "Nein, dieser reicht bis in die angelsächsische Zeit zurück. Damals hatte hier ein lokaler Fürst seinen Sitz. 1066 ist dieser Fürst allerdings bei der Schlacht von Hastings ums Leben gekommen, während der normannischen Invasion."
    "Der Gang hat ihm nicht gerade viel genützt."
    "Das kann man so sagen, Matthew. Die Normannen errichteten später hier eine Burg, Abbingdon Castle. Sie war Teil eines Festungssystems das London gegen Angriffe abschirmen sollte. William I., the Conqueror, befürchtete anscheinend er könnte die Macht durch ein ähnliches Ereignis verlieren, das ihn einst auf den englischen Thron brachte. Soll ich weitererzählen?"
    "Erzähl nur weiter, Lara! Ich finde das spannend. William I. hätte sich doch gar keine Sorge machen brauchen. Seine Invasion der britischen Inseln war die letzte die Erfolg hatte."
    "Sicher, aber das konnte er ja noch nicht wissen. Die Burg verlor jedenfalls über die Zeit an Bedeutung. Die englischen Könige waren oft außer Landes, denn sie führten meist Krieg gegen Frankreich, der Hundertjährige Krieg eben."
    "Das hat mit deiner Familie aber noch nichts zu tun, oder?"
    "Nein, wir bekamen diese Ländereien erst um 1547 durch König Edward VI. verliehen zusammen mit dem Titel derer zu Abbingdon. Die alte Burg wurde schließlich zu Croft Manor umgebaut."
    "Ah, sehr interessant und diesen Gang gab es die ganze Zeit immer noch?"
    "Ja sicher. Es waren unruhige Zeiten und da kann man so etwas immer mal gebrauchen."
    "Stimmt, wann wurde der Gang denn das letzte Mal benutzt?"
    "Das war während es Englischen Bürgerkrieges durch Lord Malcolm Croft, Earl of Abbingdon. Er war Royalist und somit ein loyaler Anhänger von König Charles I. Stuart. Er musste Croft Manor durch den Geheimgang verlassen nachdem Parlamentstruppen sich dem Anwesen näherten. Viel gebracht hat es ihm nicht. Er wurde durch die Parteigänger von Oliver Cromwell gefangen genommen und verlor kurz darauf seinen Kopf."
    "Ich mag keine Geschichten ohne Happy End", stellte Matthew klar. "Wie erging es den deine Familie danach?"
    "Naja ausgestorben sind sie nicht, denn das gäbe es mich ja nicht. Sie mussten sich Cromwell unterwerfen und die Sache des Parlaments unterstützen. Dafür durften sie sämtliche Besitzungen und Titel behalten. Unerwartet milde."
    "Zum Glück, nicht auszudenken, wenn es dich nicht gäbe!"
    "Danke."
    "Ganz ehrlich, für mich sind solche großen Häuser nichts. Allein schon der Gedanke dass man sich im Westflügel aufhält und keine Ahnung hat was gerade im Ostflügel so vor sich geht ist irgendwie beängstigend. Ich mag es lieber überschaubar."
    Lara musste ein wenig lachen. "Kann ich verstehen, aber ich war das schon von Anfang so gewöhnt. Ich kenne es nicht anders, dass macht es aus."
    "Daran wird es liegen", pflichtete Matthew ihr bei. "Wie hast du den Gang denn wieder gefunden, Lara?"
    "Vor Jahren habe ich den Manor gründlich renovieren lassen und dabei bin ich auf den alten Geheimgang gestoßen. Der frühere Ausgang war leider irreparabel und so habe ich den neuen angelegt, bei dem Friedhof. Den habe ich unter falschen Namen gekauft damit man ihn nicht bis zu mir zurückverfolgen kann."
    "Sicher eine umsichtige Maßnahme", antworte Matthew anerkennend.
    "Denke ich mir auch", erwiderte Lara. "Wie wohnst du denn so, Matthew?"
    "Ich habe ein Blockhaus, das ein paar Kilometer nördlich von Vancouver gelegen ist. Es liegt malerisch in einem Fjord umgeben von dichten Nadelwäldern. Mit der Fähre kann man recht schnell von Vancouver aus über die Georgiastraße nach Victoria, auf Vancouver Island, oder Seattle, in den USA. Trekking-Touren durch die Wälder von British Columbia machen auch immer wieder Spaß. In Vancouver selbst ist auch immer wieder was los."
    "Das muss sehr schön sein", stimmte Lara zu.
    "Ist es, wenn wir das Amulett gefunden haben lade ich dich gerne zu einem Urlaub bei mir ein."
    "Auf das Angebot komme ich gern zurück, Matthew." Antwortete Lara. "Wohnst du dort allein?"
    "Nein, ich teile mir das Haus mit einer süßen schwarzhaarigen."
    "So!"
    "Ja, sie macht miau und hört auf den wunderschönen Namen Minerva. Na gut, hören ist eigentlich zu viel gesagt. Es Ist eine Katze."
    "Minerva, die römische Siegesgöttin und Schutzgöttin der Dichter und Lehrer."
    "Ja, ich habe es etwas mit dem Mythologie-Zeugs. Magst du so etwas nicht?"
    "Doch schon, allein schon wegen meiner Arbeit", antwortete Lara und blieb plötzlich stehen.
    "Warum bleiben wir stehen?"
    "Da ist eine Wand."
    "Ist das gut?"
    "Ja, ist es, Matthew", antwortete eine zunehmend heitere Lara.
    Sie schaute sich die Wand rechts von ihrem Standort an und suchte nach einem Panel. Sie fand es und wischte erst einmal eine ganze Menge Staub weg und zum Vorschein kam ein Handscanner. Lara legte ihre rechte Hand auf und das Gerät wurde aktiviert. Die Auflagefläche erschien in einer roten Farbe. Es gab ein elektronisches Surren und eine Lichtschranke fuhr von oben nach unten. Das Panel änderte daraufhin die Farbe von rot zu grün und ein Tastenfeld, oberhalb des Panels, kam aus der Wand herausgefahren. Lara tippte zügig eine Zahlenkombination ein und schon kurz danach öffnete sich ein weiterer Durchgang.
    "Du magst keinen Besuch?"
    "Doch schon, aber unangemeldeten grundsätzlich nicht. Bedeutet meistens nur irgendwelche Unannehmlichkeiten. Beeil dich Matthew, der Durchgang schließt sich automatisch!"


    Ort: Croft Manor
    12:37 Uhr


    Lara durchlief den Durchgang und Matthew folgte ihr knapp. Beide betraten einen völlig abgedunkelten Raum. Hinter ihnen wurde derweil der Durchgang wieder geschlossen. Im Lichtkegel der Taschenlampen tauchten einige bizarre Gegenstände auf und Matthew erkannte dass die Wände großflächig mit edlen Hölzern vertäfelt waren. Einige Vitrinen, die im Zentrum aufgestellt waren, erregten seine besondere Aufmerksamkeit. Lara lief zu einer Ecke des Raumes und schaltete das Licht ein. Dies hatte aber nur eine gedämmte Wirkung.
    Die eine Wand des Raumes wurde durch einen großen Kamin bestimmt, der durch Bücherregale flankiert war. Die übrigen Wände wiesen die Holzvertäfelung auf. Matthew steuerte die erstbeste Vitrine an und wollte nachschauen was sich darin befand.
    Iris. Stand auf einem kleinen Schildchen.
    "Ist ja ein merkwürdiges Ding. Besteht aus Schalen die ineinander verschachtelt sind und sich um einen zentralen Punkt drehen. Wie funktioniert das?"
    "Das habe ich auch noch nicht so genau feststellen können", antworte Lara und machte sich bei ihrer Wandseite an der Holzvertäfelung zu schaffen. Sie drückte einen verborgenen Knopf und ein Teil der Vertäfelung fuhr zur Seite. Vor Lara 's Augen breitete sich ein Videoüberwachungssystem auf, das allerdings noch abgestellt war.
    "Ist ja der feinste Highend-Kram", meinte Matthew der sich nur langsam von den Vitrinen hatte lösen können. Der Dolch von Xian und der zerbrochene Scion schienen wesentlich interessanter. Während er zu Lara lief fiel ihm noch eine Jade-Katzenstatue auf, aber er entschied sich seine zahlreichen Fragen zurückzustellen, denn Lara's Gedankenwelt war mit anderen Dingen beschäftigt.
    "So ähnlich hat sich Zip auch ausgedrückt", erwiderte sie. Lara fuhr das EDV-Terminal hoch und nach und nach erwachte ein Videoschirm nach dem Anderen zum Leben. Während das System sich aktivierte lies Matthew seinen Blick durch den Raum zum Kamin wandern und dieser blieb schließlich an dem Kopf des T-Rex hängen. Verwundert wollte er doch noch was sagen, entschied aber es erst einmal bleiben zu lassen.
    "Kann man von hier aus das ganze Haus überwachen?"
    "Ja, kann man, aber das System habe ich nur für Notfälle installiert. Ich spioniere meinen Freunden nicht hinterher. Sie wissen auch, dass es da ist."
    "Da hast du was missverstanden, Lara. Ich wollte dir keine Vorwürfe machen."
    "Okay. Normalerweise bin ich nicht so dünnhäutig, Matthew. Tut mir leid."
    "Kein Problem. Ich kann dich verstehen", antwortete dieser und beide wendeten sich dem Geschehen auf den Bildschirmen zu.
    "Auf den Galerien sehe ich jeweils Einen dieser schwerbewaffneten Typen", eröffnete Lara wieder das Gespräch.
    "Im Schwimmbad ist niemand", sagte Matthew und fügte ergänzend hinzu. "So ein großes Haus hat offenbar auch seine Vorteile."
    "Kommst auf den Geschmack, Matthew." Stellte Lara fest und betätigte einen Schalter. Eine andere Kamera im Raum mit dem Schwimmbad übermittelte nun Bilder von der anderen Seite. "Nein, ist wirklich niemand dort."
    "Im Spa oder Trainingsraum ist ebenfalls nichts los."
    "Gut, im Hof stehen zwei Wachen neben den Fahrzeugen."
    "In dem großen Wohnbereich scheint ne größere Gruppe zu sein ansonsten ist es im gesamten Haus ruhig."
    "Ja, die Eindringlinge scheinen allerdings auch kein besonderes Interesse zu haben, das ganze Haus zu kontrollieren. Schauen wir uns den Wohnbereich genauer an." Lara zoomte mit der Kamera tiefer rein.
    "Da ist Winston", ergriff Lara wieder das Wort. "Er sitzt auf einem der Sessel und wird von zwei Söldnern bewacht. Ich kann Zip und Alister nicht sehen."
    "Vielleicht sind sie woanders. Ich erkenne vier weitere Söldner und da stehen zwei Personen im Zentrum des Raumes. Ein Mann und eine Frau."
    "Scheinen die Truppe anzuführen. Unsere Verfolger bekommen zumindest jetzt ein Gesicht." Erwiderte Lara zuversichtlich.
    "Moment mal, den Typ habe ich doch schon einmal gesehen", sagte Matthew nachdem sich der Mann etwas umgedreht hatte und wild gestikulierte. Er führte mit der Frau offenbar ein Streitgespräch.
    "Woher denn?" Wollte Lara wissen.
    "Auf der Fähre habe ich ihn im Fernsehen gesehen. Er war auf dem Serailow-Anwesen."
    "Na toll, ich habe die direkt auf die Spur des Amulettes geführt. Wirklich eine brillante Leistung von mir", sagte Lara säuerlich.
    "Woher hättest du das ahnen sollen. Killerkommandos machen sich doch im Allgemeinen nichts aus mythischen Altertümern."
    "Da hast du Recht, aber da fragt man sich doch warum die da sich doch für sowas interessieren."
    "Gute Frage, nächste Frage!" Antworte Matthew und schaute sich das Bild des Videoschirms genauer an. Besonders die Frau erweckte sein Interesse. Sie kam ihm bekannt vor.
    "Kandy? Sie muss es sein."
    "Was?" Platzte es aus Lara heraus. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als sie den Namen vernahm, denn es konnte nicht sein. "Las mich mal sehen!"
    Lara schaute sich den Bildschirm an und musste Matthew recht geben. Diese Frau sah tatsächlich aus wie Kandy McClusky, aber dies war unmöglich.
    "Was ist los Lara? Du siehst aus als ob du einen Geist sehen würdest."
    "Das kann man so sagen", antwortete sie zögernd.
    "Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, das du mir mal erklärst was du damals in der Oase von Al-Qasir wirklich getan hast!"
    "Das ist nicht so einfach, Matthew."
    "Fang einfach an!"
    "In Ordnung. Lady Barrington hatte mir den Auftrag erteilt nach einem schon lange verschollenen Familienmitglied zu suchen. Genauer nach einen ihrer Vorfahren, Lord Dunham. Er hatte nach der Alexander-Rüstung gesucht und die Oase von Al-Qasir war sein erstes Ziel und damit auch meins."
    "Nicht nur deins. Kandy, Prof. Sampson und Ich haben dort auch gesucht. Sampson hatte uns allerdings verboten ohne ihn die Grabanlage zu untersuchen."
    "Aus guten Grund. Sampson hatte für einen gewissen Maurice La Grange gearbeitet und dies galt auch für Kandy McClusky."
    "Was redest du da, Lara."
    "McClusky gehörte zu La Grange's Schlägertruppe. Sie hat auch vor Mord nicht zurückgeschreckt. Meine Auftraggeberin, Lady Barrington, wurde durch sie getötet."
    "Oh Mann, das ist hart. Wie eine Archäologin hat sie sich tatsächlich nicht benommen."
    "Hm, sie hat zu dick aufgetragen, stimmt's?"
    "Ist es dir auch aufgefallen, Lara", antwortete er zustimmend. " Was hast du da unten erlebt?"
    "Das wirst du mir sicher nicht glauben, Matthew. Ich hatte eine Auseinandersetzung mit zwei großen Bronzekriegern und Cerberus, dem Wächter der Unterwelt."
    "Ray Harryhausen-Filme finde ich auch sehr gut, Lara, aber das ist nicht die Realität." Sein Blick schweifte zu den Objekten im Raum. "Auf der anderen Seite wiederrum, vielleicht stimmt es ja doch. Wie bist du in den Wetterschacht geraten?"
    "Ich hatte gerade die leider leere Grabkammer gefunden als La Grange und Sampson mit ihrer Truppe auftauchten. Sie erweckten Cerberus zum Leben und ich musste mit in den Kampf eingreifen. Durch den übermäßigen Einsatz von Handgranaten konnte Cerberus zwar besiegt werden, aber die Statik der Grabanlage war danach hin und das Ganze stürzte ein. La Grange und Sampson konnten entkommen, aber ich war da unten eingeschlossen. Schließlich fand ich den Wetterschacht."
    "Aus dem ich dich herausgezogen habe."
    "Und das gerade noch rechtzeitig."
    "Schön und dann ging es zu den Keram-Minen."
    "Ja, ich hatte kurz vor den Kampf mit Cerberus ein Gespräch zwischen La Grange und Sampson aufgeschnappt in dem es um diese alten Minen ging."
    "Wurdest du dort fündig?"
    "Nein, die Rüstung war auch nicht dort, aber La Grange hat es fertiggebracht eine Horde Mumien zum Leben zu erwecken."
    "Mumien?"
    "Ja, du hast schon richtig gehört, Mumien. Sampson fiel einer dieser klapprigen Gesellen zum Opfer. La Grange überlebte und er brachte mich auf die Spur der Rüstung, denn bis dahin wusste ich nicht wonach Lord Dunham eigentlich gesucht hatte."
    "Das hat ihn sicher nicht gefreut."
    "Sein Gesichtsausdruck war schon sehr ulkig", pflichtete Lara ihm bei. "Ich vermutete dass Lord Dunham die Rüstung gefunden hatte, aber von ihm fehlte nachwievor jegliche Spur. Meine Mitarbeiter fanden allerdings eine, aber am Ende der Spur war der Lord verschollen. Sein Schiff war gesunken und niemand wusste wo. Ich fand schließlich einen Nachkommen des einzigen Überlebenden der Katastrophe und kam der Rüstung doch noch auf die Spur."
    "Wohin ging es dann?"
    "Nach Neuseeland, genauer gesagt einer kleinen vorgelagerten Insel, Disappointment Island. Ich informierte vorher meine Auftraggeberin darüber und das war mein Fehler. La Grange schickte Kandy McClusky zu ihr hin. Sie brachten sie um obwohl sie ihnen sagte wo ich bin. Zwar fand ich die Rüstung, aber La Grange war auch zur Stelle und setzte mich gefangen. Wir flogen mit einen Helikopter zurück. Mir gelang die Flucht und ich sprengte den Hubschrauber noch im Flug. Eine neuseeländische Fregatte fischte mich anschließend aus dem Pazifik. Den Rest kennst du aus den Medien."
    "Stimmt. Gab es keine andere Möglichkeit als den Hubschrauber zu sprengen?"
    "Vielleicht, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, aber unter den Umständen ist mir ehrlich gesagt nichts Besseres eingefallen, Matthew."
    "Wahrscheinlich hast du Recht. Was willst du jetzt tun?"
    "Na was wohl, mich stellen", antwortete Lara und betätigte zweimal den Schalter.

  • Ist mal ein sehr aufschlussreiches Kapitel.
    z.B. erfährt man endlich mal ein wenig mehr über Matthew, auch die Ganzen Erklärungen zu Croft Manor, dem Friedhof und den Vorfahren fand ich doch mal echt gut.
    Sowas wird in den meisten FF ja garnicht weiter irgendwie behandelt. Zudem scheinst du, ähnlich wie ich, auf historische Fakten doch bissel wert zu legen :thumbsup
    wobei ich jetzt nicht kontrolliert habe ob das stimmt wo du da so schreibst. :weird


    schöne Grüsse
    Spectre

  • Danke :-) . Ich versuche die Hintergründe in einen einigermaßen plausiblen Rahmen zu halten, aber bis auf die geschichtlichen Dinge reine Fiktion.


    Kapitel 9.3


    Ort: Croft Manor
    13:28 Uhr


    "Hallo!" Eröffnete Lara, mit gezogener Pistole, ihr Erscheinen vor der Treppe zu den oberen Etagen. "Schade dass sie sich nicht vorher angemeldet haben, dann hätte ich vielleicht etwas schönes vorbereitet!"
    "Croft!" Rief die blonde Frau aus und sie legte sofort die Pistole an. Okoma stand dicht neben ihr und legte umgehend seine linke Hand auf die Waffe und drückte diese nach unten.
    "Ihre Partnerin dürfte sicher nicht sehr davon angetan sein, wenn sie Lara Croft jetzt erschießen." Meinte der Mann an die Frau gewandt und richtete seinen Blick auf Lara. "Miss Croft, endlich begegnen wir uns einmal. Es ist mir ein Vergnügen ihre Bekanntschaft zu machen."
    "Das Vergnügen ist ganz allein auf ihrer Seite, Mister?"
    "Okoma, Mr. Okoma."
    "So so, wozu auch einen Vornamen", meinte Lara herausfordernd.
    "Belassen wir es dabei, Miss Croft! Es war ein langer Weg bis hierher, aber schließlich wendet sich ihr Glück zu meinen Gunsten."
    "Sie glauben gar nicht wie oft ich dass zu hören bekomme, Mr. Okoma."
    "Sicher, aber jede Erfolgswelle ist irgendwann einmal zu Ende, auch die Ihre."
    "Oder die Ihre!" Erwiderte Lara trotzig.
    "Diese Diskussion bringt in dieser Form nichts, Miss Croft. Beginnen wir damit dass sie ihre Waffe senken. Meine Männer werden nicht auf sie schießen. Das garantiere ich!"
    "Garantieren sie dies auch für ihre schießwütige Partnerin?"
    "Miss Croft, ihr Sarkasmus wird Ihnen nicht helfen. Runter mit der Waffe!" Meldete sich die Frau harsch zu Wort.
    "Ich kann ihren Hass verstehen. Miss McClusky. Es tut mir leid, aber ihre Schwester lies mir damals keine andere Wahl."
    "Ich habe kein Interesse an ihren falschen Entschuldigungen, Croft. Früher oder später werden sie meiner Rache zugeführt. So oder so, es gibt keine Alternative dazu. Einer von uns beiden wird sterben müssen."
    "Was anderes kann ich anscheinend nicht erwarten, Miss?"
    "Samye McClusky."
    "Samye? Ihre Eltern hatten anscheinend ein Faible für Städte mit berühmten Tempeln?"
    "Ja, leider und meine Schwester hatte es um Einiges besser getroffen als ich, aber das ist nicht das Thema, Miss Croft."
    "Genau", ergriff Okoma wieder das Wort. "Händigen sie uns die Artefakte aus und das ist keine Bitte!"
    "Habe ich auch nicht als solche verstanden."
    "Die Artefakte, Miss Croft!"
    Lara nahm ihren Rucksack ab und reichte ihn wiederwillig zu Okoma.
    "Den Rucksack will ich wieder haben!"
    "Keine Bange, ich weiß das das Ding ihnen was bedeutet", erwiderte Okoma gelangweilt und vollführte eine flüchtige Handbewegung. Einer der Söldner kam pflichtbewusst auf und stellte einen Metallkoffer auf den Tisch ab und öffnete ihn umgehend. Der Koffer war mit anthrazitfarbenen Schaumstoff ausgelegt der vier ausgeschnittene Einschübe aufwies, passend zu der Form der Kadram's. Okoma legte die drei Artefakte aus dem Rucksack vorsichtig in die dafür vorgesehenen Stellen."
    "Nun, Miss Croft. Der vierte fehlt noch. Wo haben sie ihn? Keine Spielchen, Mr. Macnaughton hat mir alles gesagt bevor ........."
    "Sie sind ein Schwein!"
    "Danke, man tut was man kann. Der Kadram, wo befindet er sich?"
    "Oben in der Bibliothek. Die oberste rechte Schublade von meinen Schreibtisch."
    Okoma gab dem Söldner auf der Galerie mit einer Handbewegung zu verstehen das er sich drum kümmern sollte und dieser verschwand sofort in der Bibliothek.
    "Der Schl........." Schlüssel wollte Lara sagen, aber ein Schuss hallte bald durch die Räume von Croft Manor.
    "Meine Männer erledigen solche Probleme gerne auf ihre Weise."
    "Habe ich gemerkt. Der Tisch ist wertvoll."
    "Nun hat er ein Loch", gab Okoma desinteressiert zurück. Der Söldner kam mit dem Kadram aus der Bibliothek geeilt und lief der Treppe runter um das Artefakt an Okoma auszuhändigen. Dieser verstaute es in dem Koffer und schloss ihn.
    "Danke für ihre Kooperation, Miss Croft. Wir sind hier fertig, brechen wir auf!"
    "Wo sind Zip und Alister?"
    "An einen sicheren Ort, wo sie sie nicht finden werden, Miss Croft. Sie entscheiden mit ihren Verhalten ob sie überleben werden oder nicht, verstanden!"
    "Unmissverständlich", antwortete Lara zerknirscht.
    "Sehr gut, man hat mir ja gesagt sie seien eine besonders intelligente Frau. Wir bleiben in Kontakt!"
    Der Söldner von der anderen Galerie eilte an Lara vorbei und schloss sich seiner Crew an. Samye McClusky warf Lara noch einen finsteren Blick zu bevor auch sie den Raum verlies und Okoma nachfolgte. Sobald die Truppe das Haus verlassen hatte lief Lara zur Tür und verschloss diese. Hier wartete sie bis die Fahrzeuge ihr Anwesen endlich verliesen.
    Lara lief nachdenklich zurück in den Wohnbereich, wo Matthew bereits auf sie wartete nachdem er den Trophäemraum verlassen hatte.
    "Ich hätte nicht gedacht das du ihm die Artefakte einfach so gibst, Lara."
    "Es hat bereits genug Schießereien und Tote gegeben", meinte Lara. Matthew nickte zustimmend während sie auf ihren Butler zuhielt, der sich mittlerweile von dem Sessel erhoben hatte. "Geht es ihnen gut, Winston?"
    "Ja, Lady Croft. Zum Glück haben Sie die Situation durch umsichtiges Handeln gerettet. Soll ich Ihnen und ihren Begleiter einen Tee zubereiten?"
    "Ach, Winston", antwortete Lara die eine andere Reaktion erhofft hatte. "Gerne."
    "Gelernt ist halt gelernt, Lara. Very british eben!" Sagte Matthew.
    "Da magst du recht haben."
    "Wie geht es jetzt weiter? Ohne die Kadram's ist die Suche nach dem Amulett doch sinnlos, oder?"
    "Das mag man auf den ersten Blick denken, aber noch gibt es Möglichkeiten. Wir müssen erst einmal den Standort des Tempels finden und dann das Amulett heben!"
    "Du hast einen Plan?"
    "Durchaus. Morgen fahre ich nach London. Einen Trumpf habe ich noch neben meinen Fähigkeiten."
    Beide warfen sich aufmunternde Blicke zu während Winston den Tee brachte.

  • Kapitel 10.1


    Ort: London / UK
    10:42 Uhr


    Der Sportwagen, in british racing green gehalten, stand im schönsten Londoner Stau. Lara saß genervt hinter dem Steuer und fragte sich warum sie nicht das Motorrad genommen hatte. Das Wetter machte was es wollte. War es in den letzten Wochen noch winterlich gewesen, schien es heute ein sonniger Tag werden zu wollen. Endlich nach vierzigminütiger Schleicherei erreichte Lara die Zielstraße und parkte den Sportwagen ein. Die Häuser hier entsprachen dem gehobenen bürgerlichen Baustil des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
    Lara stieg aus dem Wagen aus und überquerte die Straße. Sie steuerte auf ein Haus zu dessen Haupteingang über eine kleine Treppe zu erreichen war. Bei der Tür angekommen betätigte Lara umgehend die Klingel und während sie wartete fiel ihr ein kleines Metallschild ins Auge mit der Aufschrift D.S.S. Enterprises Plc.
    Nach wenigen Augenblicken öffnete sich die Tür.
    "Lady Croft, nehme ich an", begrüßte sie ein älterer Herr in tadelloser Aufmachung und Lara nickte bejahend. "Treten sie doch ein!"
    Sie folgte der Aufforderung und fand sich in dem Foyer des Hauses wieder.
    "Lord Dampier hat uns autorisiert Ihnen die Tagebücher von Robert Clive zur Verfügung zu stellen. Gibt es einen Zeitraum der sie besonders interessiert?"
    "Das Jahr 1756, wenn es keine Umstände macht?"
    "Wird es sicher nicht, Lady Croft. Eine unserer Angestellten wird sich sofort darum kümmern." Er drehte sich kurz um. "Andrew"
    Ein junger Mann kam der Treppe runter geeilt und begrüßte Lara kurz.
    "Andrew wird Sie zu einem Lesezimmer geleiten und Ihnen das gewünschte Tagebuch aushändigen, Lady Croft. Einen angenehmen Aufenthalt!"
    "Folgen sie mir bitte!" Sagte der Mann und Lara folgte ihm nach. Sie stiegen der Treppe zu der oberen Etage hinauf und langten über einen Flur vor einer großen Tür an. Beide betraten dem Raum dahinter und der Mann wies Lara an zu warten. Er verschwand in einem Hinterzimmer während Lara wartete und aus dem Fenster schaute. Ein großer Tisch und ein Stuhl standen vor dem Fenster. Ansonsten waren nur noch zwei Bücherregale, ein Kamin und einige Grünpflanzen in dem Raum. Dieser war in warmen Farbtönen gehalten und versprühte ein wohnliches Ambiente. Dazu war noch recht viel dunkles Holz verarbeitet wurden.
    Es vergingen einige Minuten bis der Mann wieder auftauchte. Er hielt eine längliche Metallbox in der Hand und nachdem er Lara erreicht hatte, öffnete er die Box und zeigte Lara deren Inhalt. Lara nickte wohlwollend und der Mann stellte die Box auf den Tisch ab. Danach machte er sich auf den Weg den Raum verlassen zu wollen.
    "Wenn sie noch Wünsche haben, Lady Croft, dann betätigen sie einfach diesen Schalter!" Sagte der Mann noch bevor er die Tür von außen schloss.
    Lara wartete einen Moment und setzte sich dann auf den Stuhl. Sie nahm das Tagebuch besonders vorsichtig aus der Metallbox heraus und musterte es. Der Ledereinband wirkte abgegriffen aber noch in einen guten Zustand. Dies galt oberflächlich auch für die Seiten.
    Sie begann in dem Tagebuch zu blättern und suchte den betreffenden Zeitraum, denn der Sturm auf die Angria-Festung hatte im Februar 1756 stattgefunden. Lara hoffte das Robert Clive in dem Tagebuch auch Angaben über den Standort des Tempels gemacht hatte.
    Endlich kam Sie zu dem gesuchten Abschnitt und las diese aufmerksam durch:
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    Colaba, 4. Februar 1756


    Es ist soweit. Colaba, der Hauptstützpunkt dieser Angria-Piraten ist gefallen und in unserer Hand. Es war ein harter Kampf, aber meine Jungs haben sich gut gehalten. Einige dieser Angria-Bastarde wollten über die See entkommen, aber das Geschwader der Royal Navy unter dem Kommando von Konteradmiral Watson schob diesem dummen Ansinnen effektiv einen Riegel davor. Das Fort musste vor uns die Waffen strecken und das Piratennest ist damit ausgeräuchert.
    Der Widerstand war zwar schwer, aber doch nicht so stark wie erwartet. Schließlich wurden unsere schlimmsten Befürchtungen wahr. Der Angria-Admiral und seine Söhne waren nicht in der Stadt und haben sich in ihren Tempel verschanzt zusammen mit 1000 ihrer Anhänger. Ich schicke Kundschafter aus um den Standort des Tempels endlich zu finden. Zu lange schon haben die Angria uns herausgefordert. Jetzt wird aufgeräumt. Ein für alle mal!


    Colaba, 7. Februar 1756


    Lt. Simon Masterson kam heute von seiner Kundschafter-Mission zurück. Die letzten Tage hat er die nördlichen Täler durchkämmt auf der Suche nach den übrigen Angria-Anhänger und ihren verfluchten Tempel. Schwer verletzt kam er zurück und überbrachte mir die Position. Der Tempel liegt im Tal von Vishujia. Endlich können wir diesen Götzenkult zerstören. Morgen schon werde ich unsere Truppen in dieses Tal führen. Die Kompanie wird zusätzliche Verstärkungen aus Bombay schicken. Der tapfere Lieutnant erlag seinen schweren Verletzungen, aber sein Tod wird nicht für umsonst gewesen sein.



    Tal von Vishujia, 12. Februar 1756


    Das Tal ist nach tagelangen Kämpfen endlich in unserer Gewalt. Die Angria-Anhänger haben wie die Teufel gekämpft und unsere Verluste waren hoch, aber letzten Endes blieben wir obenauf. Die Geographie des Tales spielte ihnen in die Hände. Es ist komplett mit Dschungel überzogen und in dem Dickicht fanden die schlimmsten Kämpfe Mann gegen Mann statt. Die Überwindung des Flusses Vara kostete unzählige Opfer und sogar mein Zelt versuchten diese Bastarde anzugreifen, aber es gelang mir sie zurückzuwerfen. Systematisch drängten wir sie zurück, bis der Eingang zum Tempel endlich in Sicht kam. Die Kampagne neigt sich offensichtlich dem erfolgreichen Ende entgegen.


    Tal von Vishujia, 21. Februar 1756


    Tagelanges Bombardement auf den Eingang nutzt nichts. Die Angria geben nicht nach und jeder Zentimeter den wir voran kommen ist mit dem Blut unserer Jungs erkauft. Ein großangelegter Frontalangriff ist keine Alternative. Die Verluste sind nicht abzuschätzen und würden unsere militärische Position in Indien extrem unterminieren. Die Nachschubwege nach England sind zu lang und auf unsere einheimischen Truppen, den Sepoys, ist nicht immer Verlass. Ich richte mich auf eine längere Belagerung ein.



    Tal von Vishujia, 24. Februar 1756


    Manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder. Ein Deserteur aus dem Lager der Angria kam zu uns. Er zeigte uns einen anderen Zugang zum Tempel, wohl eine Art von Ausfallpforte. Major Kenneth Graham betrat den Tempel durch den Gang zusammen mit 200 ausgesuchten Männern. Es gelang ihm den Angria in den Rücken zu fallen und im Eingangsbereiches des Tempels ausnahmslos niederzumachen. Der Weg war frei. Ich führte die Hauptkräfte in den Tempel und nach stundenlangen Kämpfen waren alle Aufrührer tot nur ihr Anführer konnte nach Peshwa fliehen. Dem Götzenkult ist ein Ende bereitet. Ich habe Dinge gesehen in dem Tempel die ich nie vergessen werde. Sie sprengen jegliche Vorstellungskraft. Dieser Ort ist wahrlich von Gott verlassen.


    Die Angria sind besiegt und so wird es allen Indern ergehen. Ihre Zerstrittenheit ist unser Vorteil. Der indische Subkontinent wird angelsächsisch werden!


    Robert Clive.
    Im Dienste der ehrwürdigen East India Company (EIC).

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    Nachdenklich lehnte sich Lara zurück und starrte mit einem leeren Blick durch eines der Fenster. Zwar wusste sie noch immer nicht den genauen Standort des Tempels, aber immerhin hatte sie nun einen ungefähren geographischen Rahmen. Das Tal von Vishujia.
    Leider hatte sie davon noch nie gehört oder bisher gelesen. Lara schaute sich im Zimmer um, genauer das Bücherregal und erspähte einen dicken Atlas. Sie stand von dem Stuhl auf und lief das Regal an um den Atlas herauszunehmen. Mit dem Buch ging sie zum Tisch zurück und blätterte darin rum. Endlich tauchte die Karte von Indien auf. Der Atlas enthielt besonders genaue Karten und so war die Wahrscheinlichkeit hoch das das Tal von Vishujia verzeichnet war.
    Tatsächlich, einige Kilometer südlich der Stadt Mumbai gab es ein Tal mit diesen Namen.
    Ich wusste es. Triumphierte Lara.
    Mit einem Anflug erster Ausgelassenheit verstaute Lara den Atlas wieder in dem Regal und lief zum Tisch zurück. Sie legte das Tagebuch wieder in die Metallbox und trug diese in das schmale Hinterzimmer. Lara schob die Box in den dafür vorgesehenen Ort und verharrte einen Moment. Plötzlich vernahm sie Schritte in dem anderen Raum.
    "Hallo?" Rief Lara während sie das Hinterzimmer verlies, aber sobald Lara den Hauptraum wieder betrat war niemand da. Nur die Tür fiel langsam zurück in das Schloss. Sie steuerte den Tisch an und fand einen Zettel der vorher noch nicht dagewesen war. Lara nahm das Stück Papier auf und las es.
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    Das Golden Age!
    13:30 Uhr.


    Kommen Sie allein!


    G.E.
    ----------------------------------------
    Sie wusste dass es nahe dem Geschäftsviertel von London einen Pub mit diesen Namen gab. Lara war neugierig und entschied sich dazu das Lokal aufzusuchen, aber zu Fuß denn mit dem Auto würde das sicher wieder Stunden dauern.



    Zur selben Zeit.
    Ort: Grafschaft Surrey, nähere Umgebung von Croft Manor / England (UK)
    10:52 Uhr


    Lara war bereits am frühen Morgen nach London gefahren und Matthew nahm das Frühstück allein ein. Winston bediente in höflich und sie führten ein kurzes oberflächliches Gespräch, Smalltalk eben. Nach dem Frühstück, das um diese Zeit bereits eher ein Brunch war, gedachte Matthew sich nützlich machen zu wollen und den Mietwagen, der noch immer bei dem Friedhof stand, nach Croft Manor zu holen.
    Er verlies Croft Manor kurz nach dem Frühstück und lief der Straße entlang zu dem Feldweg. Die Sonne schien und Matthew hatte zum ersten Mal seit Wochen Zeit über die letzten Ereignisse genauer nachzudenken. Er dachte an die Ereignisse in Russland und Norwegen zurück, besonders an dem Moment als er Lara aus dem eisigen Wasser des Fjordes gezogen hatte.
    Matthew bog auf den Feldweg ein und hielt auf das Wäldchen zu.
    Eine schwarze Limousine fuhr die Landstraße entlang und machte kurz nach dem Feldweg eine scharfe Wende um dann langsam den besagten Weg lang zufahren, Matthew hinterher. Erst als er den Waldrand passiert hatte hörte er das näherkommende Auto und drehte sich rum. Das Auto bahnte sich vorsichtig den Weg um nicht festzukommen. Kurz vor Matthew blieb der Wagen schließlich stehen und der Fahrer stellte den Motor ab. Der Fahrer stieg aus und entpuppte sich als eine Frau in einem konservativer Kleidung und sie hatte einen Umschlag in der linken Hand.
    "Hi Matthew!" Sagte die Frau.
    Dieser schaute erstaunt die Frau an. Sie war Mittelgroß und hatte lange brünette Haare die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Ihr Gesicht wurde von hohen weichen Wangen bestimmt und ernst dreinblickender Augen.
    "Sarah?" Rief Matthew erstaunt aus und fügte an. "In dem Aufzug siehst du aus wie von der Regierung."
    "Mag daran liegen dass ich für die Regierung arbeite!"
    "Oh! Daran dürfte es liegen", antwortete er abwartend. "Wir haben uns schon sehr lange nicht mehr gesehen."
    "Du weißt warum!"
    "Ja, aber über die Sache in Birma haben wir nie richtig gesprochen, Sarah."
    "Und jetzt sicher auch nicht!" Stellte sie klar.
    "Was treibt dich dann her? Ein Zufall ist das doch sicher nicht!"
    "So leicht kann man dir nichts vormachen, Matthew, aber das war früher auch schon so." Sagte sie anerkennend. "Es sind eure Aktivitäten der letzten Wochen. Diese haben Langley nervös gemacht. Erst Serailow, dann Thoraldson und nun auch noch der Silention-Orden. Deine neue Freundin lässt wirklich nichts aus. Sie ist ein wandelndes Sicherheitsrisiko. Man hat herausgefunden dass wir uns kennen, Matthew, und man glaubt ich kann dich überzeugen."
    "Langley?" Fragte Matthew und nach einer längeren Pause. "Reden wir hier von der C.I.A. ?"
    "Ja, die Agency beobachtet euch aufmerksam. Besonders der Silention-Orden erregt zunehmend unsere Aufmerksamkeit. Warum will diese Organisation Lara Croft tot sehen?"
    "Ich habe rein gar keine Ahnung, Sarah. Was ist der Silention-Orden? Von was redest du?"
    "Was glaubst du denn wer euch seit Wochen nachsetzt. Der Orden hat es auf deine Freundin abgesehen und was tut sie, sie reist um die Welt und sammelt irgendwelche Artefakte ein. Mit dir auch noch im Schlepptau."
    "Wenn du es weniger herablassend formulierst entwickelt sich dieses Gespräch vielleicht besser!"
    "Die Situation ist ernst, Matthew!" Führte Sarah aus und holte aus dem Umschlag ein Foto hervor. "Dieser Mann ist hinter euch her."
    "Okoma, wir hatten bereits das Vergnügen", sagte Matthew nach einem kurzen Blick auf das Bild.
    "So", stellte sie ernüchtert fest. "Und was ist mit dieser Frau?"
    "Samye McClusky. Gehören die Beiden zu dem Silention-Orden?"
    "Nein. Vermutlich hat jemand innerhalb des Ordens die zwei auf Lara Croft angesetzt. Es ist komisch. Geheimdienste aus der ganzen Welt beobachten diesen Orden, aber auf Lara Croft hetzt er ein Killerkommando. Warum?"
    "Hast du eine Vermutung?" Fragte Matthew achselzuckend.
    "Nein, aber an diesem Punkt kommst du ins Spiel!"
    "Wie?" Hakte Matthew nach in Erwartung einer unbequemen Antwort.
    "Wir brauchen mehr Informationen über den Silention-Orden. So wie es aussieht hat Lara Croft die besten Aussichten welche zu bekommen."
    "Ich werde Lara nicht ausspionieren. Das könnt ihr vergessen. Mit dem Thema habe ich schon vor sehr langer Zeit abgeschlossen."
    "Es geht doch nicht um Lara Croft selbst. Wir sind nur an eventuellen Infos über den Orden interessiert. Es geht um die internationale Sicherheit!"
    "Geht es darum nicht immer. Warum fragt ihr Lara nicht selbst?"
    "Würden wir, aber deine neue Freundin ist staatlichen Organisationen gegenüber misstrauisch. Um es einmal nett zu formulieren."
    "Es geht doch", stellte Matthew erfreut fest. "Warum ist Lara so misstrauisch?
    "Wer in geheimen Regierungsanlagen rumrennt braucht sich nicht zu wundern, wenn der jeweilige Staat ein wachsames Auge auf einen hat."
    "Aha, als nächstes erzählt du mir noch das Lara mal in Area 51 war", meinte Matthew mehr als Scherz gedacht.
    "Der einzige Grund dass die Agency Croft noch nicht aus den Verkehr gezogen hat ist die, dass sie über die Anlage stillschweigen behält."
    "Du machst Witze? Lara war einmal in Area 51. Wie ist sie an all den Sicherungsmaßnahmen vorbei gekommen."
    "Zurück zum Thema, Matthew!"
    "Gut. Warum kümmert sich die Agency nicht selbst um Informationen?"
    "Weil es zu schwierig ist einen Undercover-Agenten in den Orden einzuschleusen. Der Silention hat eine hierarchische Organisation. Er besteht aus mehreren Kreisen und der Informationsfluss zwischen den einzelnen Bereichen ist zu stark reglementiert."
    "Jeder Kreis erfährt nur das was er unbedingt wissen muss, richtig?"
    "Stimmt. Selbst wenn wir jemanden hineinschleusen könnten würde Dieser einen viel zu geringen Zugang haben. Extra erschwerend kommt hinzu dass sich unter den Mitgliedern schon ganze Dynastien gebildet haben. Neuaufnahmen sind extrem selten. Eigentlich kommen sie gar nicht vor."
    "Wie kommt ihr darauf das Lara das kann was ihr nicht Zustande bringt?"
    "Lara Croft an ein Händchen für solche Dinge. Der Ärger findet sie immer."
    "Darüber muss ich erst einmal nachdenken, Sarah!"
    "In Ordnung" Sagte sie wenig zufrieden. "Überleg es dir! Hier ist meine Karte, Matthew. Wir bleiben in Verbindung!"
    "Bainbridge? Du trägst immer noch deinen Familiennamen, Sarah?" Fragte er nach einem flüchtigen Blick auf die Karte.
    "Du doch auch!" Antworte Sie mit einem vielversprechenden Lächeln und stieg in den Wagen ein. Matthew schaute dem Fahrzeug eine Weile nach und setzte dann sein ursprüngliches Vorhaben in die Tat um.

  • Oh ein überraschendes :-o .... schön. :grins


    Finde ich interresant das mal eine ganz neue Fraktion in Erscheinung tritt (CIA), hab die in den vielen FF die ich bisher gelesen habe fast schon vermisst.
    Wobei die Sache mit der Area 51 doch ein wenig sehr Klischeehaft ist. *kleinen Kritikpunkt anmerk*


    Mal was allgemeines was mir bisher aufgefallen ist. Du schreibst deine Kapitel sehr (jetzt vielleicht blöd vormuliert) Inhaltsabgrenzend.
    Ich meine damit das pro Kapitel im Prinzip nur ein manchmal zwei Schauplätze "bearbeitet" werden.
    Mal ein Beispiel:
    letztes Kapitel mit dem Abschnitt von Lara. Dort werden im Prinzip nur ihre Recherchen bei D.S.S...... behandelt und eine Verbindung zum nächsten Kapitel gelegt (Einladung in den Pup).
    Finde ich persönlich ganz schön zu lesen, so wird man auch nicht so mit Infos und Geschehnissen überhäuft. :thumbsup


    Schönes Beispiel ist da besonderst der Abschnitt mit Matthew im letzten Kapitel.
    Das einbringen einer neuen Fraktion ist da sehr gut gelungen und in sich soweit erstmal abgeschlossen, aber man fragt sich "Wie wird es wohl weitergehen?", "Was wird Matthew tun?".
    Sprich, man weiss was die CIA bei der ganzen Geschichte für ein Ziel verfolgt und was deren Beweggründe sind und wird nicht am Ende des Kapitels quasi im dunklen Wald stehen gelassen. (hab ich bei etlichen anderen FFs schon gesehen)
    Anderseits wird aber auch das Ende so offen gehalten, dass man sich richtig auf das nächste Kapitel freut. :thumbsup


    Ich hoff ich hab jetzt einigermaßen verständlich rübergebracht was ich meine.


    Gruß
    Spectre

  • Oh je, hoffentlich entscheidet sich Matthew gegen das Ausspionieren. Das wäre wirklich fies Lara gegenüber... Die Anspielung auf Area 51 fand ich gut. TR3 seit gegrüßt. ;-) Auch, dass die beiden im vorigen Kapitel dem Scion, dem Dolch des Xian und der Iris begegnet sind, hat mir gefallen. Der Dino-Kopf natürlich auch. ;-)

  • Tja Spectre , wie @Cobra schon schrieb. Gegen Area 51 kann man nichts sagen da es ja im dritten Teil vorkam, wenn auch unfreiwillig. Ansonsten versuche ich die Geschichte und die Kapitel übersichtlich zu halten, damit man es einfacher lesen kann. Ich hoffe es gelingt.


    Danke für die Reviews, bitte weiter so :thumbsup . Das nächste Kapitel folgt sogleich. Zeit für einen weiteren Charakter!



    Kapitel 10.2


    Ort: The Golden Age, London / UK
    13:30 Uhr


    Lara lief der Straße entlang denn bis zum Golden Age musste sie ein paar Straßenzüge passieren. Obwohl die Alexander-Rüstung für die Medien kein Thema mehr war und damit ihre Person aus dem öffentlichen Blickfeld wieder verschwunden war wurde Lara noch immer mehr als genug Aufmerksamkeit zu Teil. Dafür sorgte schon ihre allgemeine Erscheinung. Dies war nicht immer angenehm, aber Lara hatte über die Jahre gelernt damit umzugehen.
    Der Fußmarsch dauerte gute vierzig Minuten, aber war immer noch schneller als mit dem Auto. Endlich langte sie in der Straße an in der der Golden Age-Pub lag. Zu dem Lokal führte eine Treppe hinunter und noch während Lara die erste Stufe betrat fiel ihr ein parkendes Auto auf mit zwei Sonnenbrillenträgern drin. Ein weiterer lehnte sich an einen Laternenmast an der gegenüberliegenden Seite. Potentielle Gefahr schien von diesen Menschen aber nicht auszugehen.
    Lara betrat den Pub und dieser war um diese Zeit sehr gut besucht. Die meisten Gäste kamen aus dem nahen Geschäftsviertel und waren mal mehr, mal weniger ausgelassen. Der Pub war in einem klassischen Stil mit einem behutsamen modernen Touch eingerichtet. Lara bewegte sich gekonnt elegant durch die Menschentrauben auf der Suche nach der Person die sie hierher eingeladen hatte. Die Tische und Sitzecken an denen mehrere Personen saßen konnte sie getrost vernachlässigen entschied Lara, auch der große Tresen war bestimmt nicht der richtige Ort.
    Sie entdeckte schließlich einen Tisch an dem ein einzelner Mann saß. Während Lara sich abwartend dem Platz näherte blickte er kurz auf und nachdem er Lara erkannte nickte er kurz mit dem Kopf. Der Mann schien Mitte dreißig zu sein. Den Anzug, den er trug, passte wie angegossen und nach Laras Einschätzung schien der Typ in so ziemlich jeder Aufmachung eine gute Figur abzugeben.
    "Ist die Mitteilung von Ihnen?"
    "Ja, Miss Croft. Ich freue mich endlich ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Setzen sie sich doch!"
    Lara suchte sich einen Platz an dem Tisch und machte es sich so bequem wie möglich, dann fixierte sie den Mann mit einem festen Blick.
    "Wer sind sie?"
    "Geoff Effingham", sagte er und reichte Lara die Hand. " Mein Name wird ihnen sicher nicht viel sagen, aber wir sind im selben Geschäft."
    "So sind sie das. Was wollen sie von mir?"
    "Ich will sie vor der Zukunft warnen, Miss Croft."
    "Vor der Zukunft?" Wiederholte Lara ungläubig.
    "Ja, jemand ist hinter ihnen her."
    "Meinen sie Okoma und McClusky. Ihre Warnung kommt reichlich spät. Ich bin mittlerweile im Bilde."
    "Denken sie, Miss Croft! Okoma und McClusky sind nur Bauern, wie in einen Schachspiel. Es geht um Diejenigen die dahinter stehen. Sagt ihnen der Name Leigh etwas?"
    "Dunkel. Meinen sie etwa Sophia Leigh. Das ist schon eine Ewigkeit her. Ist sie etwa von den Toten wieder auferstanden?" Fragte Lara halb im Scherz.
    "Schön, sie wissen von wem ich rede, Croft, aber nehmen sie das Ganze nicht zu leicht. Sophia Leigh ist tot, dafür haben sie selbst gesorgt."
    "Versuchen sie mir etwa ein schlechtes Gewissen einzureden, Mr. Effingahm. Sophia Leigh hat furchtbare Experimente an Menschen durchgeführt und dafür bekommen was sie verdiente."
    "Kann gut sein, aber sie stehen nicht über dem Gesetz, Croft, aber darum geht es jetzt nicht. Wussten sie das Sophia Leigh eine Tochter hatte."
    "Nein", antwortete Lara überrascht.
    "Nach ihren Gesichtsausdruck zu urteilen haben sie damit nicht gerechnet. Es stimmt, Leigh's Tochter, Susan Leigh, hat Okoma auf sie angesetzt, aber da ist noch mehr."
    "Nur raus damit! Ich bin ganz Ohr." Drängte eine zunehmend interessierte Lara.
    "Habe ich endlich ihre Aufmerksamkeit. Nach dem Ableben ihrer Mutter erbte Susan Leigh nicht nur deren Kosmetikunternehmen sondern bekam noch etwas viel bedeutenderes, einen ständigen Sitz im Silention-Orden."
    "Im was? Von einem Silention-Orden habe ich noch nie gehört und ich kenne eine Menge solcher Organisationen."
    "Natürlich, aber die Mitglieder des Ordens sind sehr darum bemüht nicht aufzufallen."
    "Schön, das trifft aber auf die Anderen auch zu. Was tut dieser Silention überhaupt?"
    "Darüber werde ich ihnen, für den Moment, nichts Genaues sagen, Miss Croft. Nur soviel, der Orden verfolgte einmal bessere Ziele, aber seit geraumer Zeit ist eine Strömung am Ruder die immer obskurer agiert. Leigh ist eine der Hauptakteure dieser neuen Richtung."
    "Dann hat Leigh nicht die Führung des Silention inne", stellte Lara fest.
    "Nein, für .....", plötzlich unterbrach Geoff das Gespräch nachdem einer der Gäste ihren Tisch bedenklich näher kam. Er beobachtete den Mann mit einem festen Blick. Für Lara erschien er zu allem entschlossen. Doch der Mann entfernte sich wieder so schnell vom Tisch wie er sich ihm genähert hatte. Geoff atmete erleichtert durch und nahm dann das Gespräch wieder auf. "Für den Posten des Sebastokrators oder besser der Sebastokratorissa ist Susan Leigh noch nicht lange genug im inneren Kreis vertreten, aber wenn ihr Aufstieg weiter so rasant vonstatten geht ist das nur noch eine Frage der Zeit."
    "Hm, sie kennen sich erstaunlich gut aus, Mr. Effingham. Gehören sie dem Orden selbst an?"
    "Durchaus, aber ich habe nur einen Status als Adepten. Der Zugang zu den inneren Kreisen ist mir verwehrt, aber es gibt Gerüchte."
    "Nur ein Adept?" Hakte Lara nach.
    "Hm, meine Familie war seit der Gründung des Ordens ein ständiges Mitglied, aber durch die vergangenen Ereignisse haben wir an Einfluss verloren. Es gibt allerdings noch alte Freunde in den inneren Kreisen die zu uns halten. Das sollte aber nicht ihr Problem sein. Ihre Aufmerksamkeit, Miss Croft, sollte darauf liegen das der Orden in ihnen ein Problem sieht das eliminiert werden muss. Mit dem Amulett haben sie sich einen Aufschub erworben, der sofort dann erlischt wenn sie das Amulett gefunden haben."
    "Dann sollte ich das Amulett vielleicht besser gar nicht finden", stellte Lara spitzfindig fest. "Tun sie das nur um den Status ihrer Familie wieder herzustellen?" Fragte Lara mit einem verärgerten Unterton.
    "Nein", antwortete Geoff entschieden und nach einer Pause nahm er das Gespräch wieder auf. "Tatsache ist, ich weiß nicht was der Orden mittlerweile für Ziele hat, aber die Konsequenzen könnten furchtbarer nicht sein. Die neue Führung hat ein bemerkenswertes Interesse für mystische Artefakte mit gewissen Fähigkeiten entwickelt. Ich denke sie wissen was ich meine. Dass der Orden sofort bereit ist Sie vorübergehend am Leben zu lassen um in den Besitz des Amulettes zu kommen sagt schon was aus. Der Silention will das Amulett nicht, weil es einen Geldwert hat sondern weil es ihm bei der Verwirklichung seiner neuen Ziele hilfreich sein kann."
    "Über die sie mir natürlich nichts sagen wollen, Mr. Effingham."
    "Miss Croft, ich lehne mich bereits jetzt sehr weit raus. Noch mehr und ich bin ein toter Mann. Der Orden toleriert so etwas nicht. Für den Moment müssen sie akzeptieren dass ich nicht mehr darüber sagen werde. Dem Amulett sollte Ihre ganze Aufmerksamkeit gelten!"
    "Die hat es schon eine ganze Weile inne. Sie haben davon geredet das der Silention nach Artefakten sucht. Wie und wo tut der Orden das?"
    "Der Silention hat, wenn man so will, einen eigenen Forschungsarm. RX-Techs sucht für den Orden in der ganzen Welt nach Objekten. Ich glaube sie hatten bereits das Vergnügen."
    "Vergnügen kann man das sicher nicht nennen. Sie sagten sie arbeiten im selben Geschäft wie ich. Suchen sie die Objekte, Mr. Effingham?"
    "Könnte man so sagen. Ich bin der Verbindungsmann zwischen dem Orden und RX-Techs."
    "Für jemanden der mit der neuen Richtung des Ordens nicht einverstanden ist unterstützen sie diese aber erstaunlich umfangreich. Warum verlassen sie den Orden nicht einfach?"
    "Den Silention kann man nur auf eine Art und Weise verlassen und zwar mit den Füßen voran, wenn sie verstehen was ich meine, Miss Croft."
    "Nur all zu deutlich."
    "Dann verstehen sie auch, warum ich so handeln muss, wie ich es tue. Der Orden ist eine gefährliche Institution. Sie machen sich keine Vorstellungen. Haben sie noch Fragen, Miss Croft?"
    "Nein, aber eine Bitte habe ich noch, Mr. Effingham. Meine beiden Mitarbeiter, Zip und Alister, werden durch den Orden gefangen gehalten. Können sie es bewerkstelligen die Beiden zu befreien?"
    "Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich nichts."
    "Das muss wohl reichen", sagte Lara resigniert.
    "Finden sie das Amulett und zerstören sie es am Besten, Miss Croft! Dem Silention-Orden darf es unter keinen Umständen in die Hände fallen!" Sagte Geoff der plötzlich aufstand. Er warf Lara dabei einen ernsten auffordernden Blick zu. "Sagen sie niemanden etwas von unserer Begegnung!"
    "Das werde ich kaum einhalten können. Reicht es nicht wenn ich Ihre Person raushalte?"
    "Damit kann ich leben, Lady Croft. Wir werden uns sicher wiedersehen!" Kaum hatte er das gesagt verlies er völlig unvermittelt den Tisch und verschwand in der Gästemenge des Pubs.
    Lara blieb noch eine Weile sitzen und ordnete ihre Gedanken bis auch sie das Lokal verlies.

  • Tach,
    zu dem Kapitel gibts eigentlich nicht soviel zu sagen.
    Im Prinzip wird nur ein weiter Charakter eingeführt und der Orden erklärt. Die Geschichte selbst geht jetzt nicht soviel vorwärts.
    Nicht falsch verstehen, das ist durchaus gut so und ohne würde auch was fehlen. ;-)
    Ist ja quasi eine Weichenstellung bevor es mit der Action weitergehen kann.


    Also auf zum nächsten Kapitel. :box

  • Oh, da ist ja noch etwas :-) .



    Kapitel 11


    Croft Manor
    17:15 Uhr


    Matthew hat den Wagen geholt. Dachte Lara, während sie ihren Sportwagen neben der biederen Limousine zum Stehen brachte. Sie schaltete den Motor aus, schaute einige
    Augenblicke geradeaus, und lies sich die Worte von Effingham noch einmal durch den Kopf gehen.
    Finden Sie das Amulett, und zerstören Sie es am besten, Croft!
    Nach mehreren Herzschlägen schüttelte sie leicht mit dem Kopf, öffnete schließlich die Fahrertür und stieg aus, wobei sie von einem kühlen Windzug in Empfang genommen wurde, der Lara frösteln ließ.


    Wenige Minuten später, stand sie in dem repräsentativen Foyer ihres Anwesens.
    „Da bist du ja, Lara“, begrüßte Matthew sie freundlich. „Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?“
    Doch Lara antwortete nicht, stattdessen signalisierte sie Matthew, dass er nicht weiterreden sollte, und wies auf eine Tür, die zu dem Korridor führte, über dem man ihr Schwimmbad erreichte.
    „Was ist los?!“, verlangte Matthew zu wissen, nachdem sie den nur spärlich ausgeleuchteten Korridor erreicht hatten.
    Sie lehnte sich gegen die Wand und ordnete kurz ihre Gedanken.
    „Tut mir leid, Matt“, begann sie zu antworten, wobei sie ihn entschuldigend ansah. „ Ich wollte nicht unhöflich sein, aber Okoma hat sicher ein paar unschöne Überraschungen hier zurückgelassen.“
    „Wanzen?“
    „Gut möglich.“
    Er nickte verstehend und lehnte sich gegen die andere Wandseite an. Es vergingen einige Augenblicke, bis Matthew das Gespräch wieder aufnahm.
    „Was hast du herausgefunden? Wo befindet sich der Tempel, Lara?“
    „Irgendwo im Tal von Vishujia“, antwortete sie zügig.
    „V-i-s-h-u-j-i-a“, wiederholte Matthew und zog das Wort dabei künstlich in die Länge.
    „Ja“, bestätigte sie. „Der Tempel ist anscheinend ein unterirdischer Bau. Allerdings sind die Informationen dazu mehr als zweihundert Jahre alt.“
    „Nicht gerade up to date.“
    Lara zuckte nur mit den Schultern. „Könnte schlimmer sein.“
    „Mag sein. Aber unter diesen Umständen dürfte es sicher schwierig werden, den Tempel zu finden. Falls er überhaupt noch existiert.“
    Sie nickte. „Das ist sicher richtig. Doch bevor wir aufgeben, sollten wir uns erst einmal vor Ort ein Bild machen. Und die Tatsache, dass noch andere nach dem Amulett suchen, sind doch nun wirklich Anzeichen genug, dass der Tempel noch immer mehr ist, als ein längst vergangener Mythos.“ Und nach einer kurzen Pause. „Hinzu kommt, dass ich da ohnehin keine wirklichen Wahlmöglichkeiten habe, denn Okoma hält noch immer meine beiden Assistenten gefangen.“
    Matthew dachte darüber nach. „Dann geht es also nach Indien.“
    Wieder nickte Lara. „Da ist noch etwas.“
    „Und was?“
    „Ich habe in Erfahrung bringen können, für wem Okoma arbeitet“, sagte Lara.
    „Wer ist es?“, fragte Matthew, wobei er sie erwartungsvoll anschaute.
    „Nicht wer, sondern was, Matt“, sprach sie etwa in Rätseln. Aber noch bevor Matthew mit einer Frage darauf reagieren konnte, gab sie selbst die Antwort. „Okoma arbeitet für eine Organisation, die sich der Silention-Orden nennt.“
    Bei der Nennung des Ordens zuckte Matthew innerlich zusammen, und ihm kam das Gespräch mit Andrea Bainbridge wieder in den Sinn. Lara schaute in unterdessen forschend an, denn seine zurückhaltende Körpersprache erschien ihr doch sehr merkwürdig.
    „Hast du von dieser Organisation schon einmal gehört, Matt?“, fragte sie schließlich.
    „Nein, Lara“, antwortete er ohne zu zögern.
    Sie blieb skeptisch, aber Lara entschloss sich dazu, fürs Erste nicht weiter darauf eingehen zu wollen. Es gab dringlicheres zu besprechen.
    „Kommt dir das Wort bekannt vor?“
    „Welches? Silention?“ Er schaute sie ausweichend an. „Hört sich griechisch an.“
    „Stimmt“, sagte sie anerkennend. „Im Byzantinischen Reich war der Silention der Kronrat, der dem Kaiser zu Konstantinopel beratend zur Seite stand.“
    „Und was hat dieser Orden nun mit dem alten byzantinischen Kronrat zu tun, Lara?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „Allerdings trägt der höchste Würdenträger dieses Ordens den Titel eines Sebastokrators. Dies ist eindeutig griechisch. Weswegen ich vermute, dass dieser Orden sich seinen Namen von dem alten byzantinischen Kronrat herleitet.“
    „Aber wozu?“, fragte Matthew.
    Lara schaute nachdenklich in die Ferne, wobei sie ihren Blick auf einen imaginären Punkt an der gegenüberliegenden Wand ausrichtete. Sein Einwand war leider berechtigt, das wusste sie, aber irgendetwas tief in ihr drin, sagte ihr, das sie dennoch der richtigen Eingebung folgte. Nur konnte sie es noch nicht in die richtige Relation setzen – bis ihr was einfiel.
    „Ich hab‘s“, rief sie plötzlich laut aus.
    Matthew schaute sie nur fragend an.
    „Das Wort beratend ist der Schlüssel“, stellte sie mit einigem Enthusiasmus fest.
    „Ich kann dir nicht folgen, Lara“, sagte er ratlos.
    „Ach, Matthew, stell dich doch nicht so an!“, zog sie ihn auf nicht ernst gemeinte Weise auf. „Was ist, wenn dieser Silention-Orden sich ebenfalls nur als ein beratendes Organ versteht, das einer weiteren Partei zur Seite steht, die sich bis jetzt nur noch nicht gezeigt hat.“
    Doch kaum hatte sie dies ausgesprochen, da schien ihr die Tragweite der eigenen Worte auf einmal bewusst zu werden. Denn wer, oder gar was, sollte diese andere Partei eigentlich sein. In ihren Gedanken spielte sie mehrere Szenarien durch, und auch der unstillbare Hunger des Silention nach alten Artefakten weckte düstere Ahnungen in ihr, worauf sich zusehends ein dunkler Schatten über ihr Gesicht zu legen begann.
    „Alles in Ordnung, Lara?“, fragte Matthew vorsichtig, der ihre unerwartete, emotionale Anspannung bemerkt hatte.
    „Ja“, antwortete sie leise. Und so schnell, wie sich ihre Stimmung verschlechtert hatte, so schnell begann sie sich wieder zu bessern, denn ihr wurde klar, dass sie nur Vermutungen anstellte, deren Richtigkeit sich nicht erweisen musste. Auch wenn ein ungutes Restgefühl natürlich zurückblieb.
    Was ist, wenn ich richtig liege? Fragte sie sich mit bangen Worten in Gedanken selbst. Aber darauf würde sie jetzt keine befriedigende Antwort erhalten, musste sie sich eingestehen. Doch eines war ihr völlig klar, ein Puzzleteil dieser möglichen Antwort wartete im Tal von Vishujia auf sie.
    Mehrmals atmete Lara tief durch, bevor sie Matthew anschaute.
    „Wir müssen nach Indien, Matt. Je eher, desto besser!“
    Kaum hatte sie das gesagt, machte sie sich auch schon auf den Weg, und er schaute ihr fragend nach.
    Wer hat ihr diese Informationen gegeben?
    Mit schmal gezogenen Lippen verließ er endlich den Korridor.
    In wenigen Tagen würden sie in Indien sein.

  • Jetzt muss ich erstmal die anderen Kapitel lesen damit ich wieder weiss worum es geht. :D