Habe die Story und ein paar Lieferaufträge am Wochenende durchgespielt und fand es mal wieder richtig genial, Faith über die Dächer flitzen zu lassen. Das Spiel thematisierte auch wunderbar einige politische und gesellschaftliche Themen, die jetzt schon aktuell sind und zeigt eine durchaus denkbare Vorstellung der Zukunft was die gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Entwicklung der Menschheit angeht.
Aufgegriffen werden Themen wie der gläserne Mensch - vollkommene Anbindung und Abhängigkeit von einem globalen Netzwerk der "Grid"), dann die Implementierung der Vorstellung, dass der Wert des Einzelnen sich durch seine Arbeitskraft definiert spdass der Mittelstand nur noch aus pausenlos arbeitenden Menschen besteht während die großen Konzernchefs dieses Denken durch pausenlose Propaganda über die Medien aufrecht erhalten; hinzu kommt die totale Kontrolle durch die Obrigkeit in Form einer einzigen, privat geführten Sicherheitsfirma (KrugerSec), die quasi das Gesetz darstellt und die Deportation aller, die aus diesem Raster des Wirtschaftssklaven herausfallen.
Dem entgegen steht eine terroristische Organisation mit klaren marxistischen Motiven (die dann auch noch "Black November" getauft wurde) und natürlich die unparteiische Gruppierung der Runner.
Ich finde das utopisch-dystopische Zukunftsszenario des Spiels extrem genial. Man bekommt die Ambivalenz des technischen Fortschritts in jeder Sekunde des Spiels zu spüren. Und wie aus dem Individuum Mensch immer mehr nur noch eine anonyme, lenkbare Masse (gemacht) wird.
Diese Aspekte habenmir seeeeeehr gut an dem Spiel gefallen. Allerdings war die Umsetzung des Spiels doch sehr mager. Die Charaktere waren viel zu flach dargestellt, die Handlung zu flach und zu schnell vorbei und auf die meisten der genannten Themen wurde mir persönlich zu wenig oder gar nicht eingegangen.
Die Liefermissionen geben nochmal einen Einblick in die unterschiedlichen Kasten der Stadt Glass und sie machen auch sehr viel Spaß, aber abwechslungsreich ist das nicht.
Zusammenfassend ist meine Meinung von dem Spiel zwar gut, vor allem wegen der angesprochenen politischen Themen und der Besonderheit, dass man ausgefallenerweise eine Parcours-Erfahrung aus der Ego-Perspektive geboten bekommt statt der üblichen Ballerei mit Schusswaffen.
Trotzdem habe ich mir vom Storytelling des Spiels wesentlich mehr erwartet. In dieser Hinsicht macht es doch noch einen sehr unfertigen Eindruck.