• Das Schloss klickte, als Dave den Schlüssel darin umdrehte. Die Tür der Vitrine sprang einen halben Zentimeter weit auf.
    Dave grinste.
    Er zog den Schlüssel ab, steckte ihn in die Hosentasche und untersuchte die Vitrine.
    Auch wenn er hier nicht mit ausgeklügelter Alarmtechnik rechnete, war es doch möglich dass die Betreiber des Museums übervorsichtig waren. Und lieber investierte er ein paar Sekunden, als dass er später im Knast landete.
    Und schon hatte er etwas gefunden.
    Die Vitrine war mit Drähten gesichert gewesen. Die aufspringende Tür hatte sie vermutlich zerrissen und einen stillen Alarm ausgelöst.
    Dave fluchte.
    Er riss die Tür auf und nahm den Ring aus der Auslage. Ohne darauf zu achten, ob er irgendwelche Spuren hinterließ, stürmte er zur Treppe. In diesem Land war er sowieso nicht registriert.
    Doch bevor er das obere Ende der Treppe erreicht hatte, stellten sich ihm zwar Wachmänner in den Weg, die Pistolen im Anschlag. Wahrscheinlich waren es nur Schreckschusspistolen, aber auf diese Entfernung konnten selbst solche Waffen töten.
    Ohne zu zögern stürmte Dave zwischen den Beiden hindurch. Sie riefen etwas, aber Dave hörte nur noch sein Herz schlagen und das Blut in seinen Ohren rauschen.
    Im Laufen klemmte er den Ring an den Karabiner an seiner Hosen, wo auch sein Schlüssel für das Hotel hing.
    Vor ihm lag ein Fenster mit anschließendem Balkon. Es war zwar nicht sein Plan gewesen, über die Dächer zu flüchten, aber manchmal musste man improvisieren.
    Er riss die Arme nach oben um sein Gesicht zu schützen und sprang.
    Glasscherben umwirbelten ihn und schnitten in seine Unterarme. Dann schlug er auf dem Balkon auf. Aber er hatte keine Zeit, sich um seine Schnitte zu kümmern. Hinter ihm riefen bereits die Wachmänner, auf spanisch er solle stehen bleiben.
    Es galt keine Zeit zu verlieren.
    Dave stand auf und sah sich um. Der Balkon zog sich an der gesamten Wand entlang und an einer Seite hing das Dach recht tief. Tief genug, dass er hinauf klettern konnte.
    Das war sein Ziel.
    Als er los lief, spürte er noch die Hand eines Wachmannes an seinem Rücken, der fluchte und versuchte durch das Fenster zu klettern. Aber Dave machte sich da keine großen Sorgen. Für gewöhnlich setzte das Museum nur pensionierte Ex-Polizisten ein, die froh waren, wenn sie den nächtlichen Rundgang ohne Atemnot überstanden.
    Er kletterte aufs Dach und war der Meinung, es geschafft zu haben. Doch einer der Wachmänner schien ein wenig Grips im Kopf zu haben. Er stand vor Dave und richtete seine Waffe auf ihn.
    »Stehen bleiben und Hände hoch!«
    Dave gehorchte. Doch bevor er sich über das ausgezeichnete Englisch des Mannes wundern konnte, fiel ihm auf, dass seine Waffe leicht zitterte. Er würde ihn nicht erschießen.
    Und Dave trug aus Prinzip keine Waffe bei sich. So geriet er nicht in Versuchung, sie zu benutzen.
    Langsam schob er sich Richtung Dachkante. Der Wachmann sagte nichts und Dave versuchte, sich seinen Plan nicht anmerken zu lassen.
    Aber aus der Ferne hörte er bereits leise Polizeisirenen. Wenn er hier nicht bald verschwand, würde er doch noch im Gefängnis landen.
    Dann erreichte er die Dachkante. Ohne nach unten zu sehen, wusste er, wie tief es runter ging. Zu tief um zu springen ohne sich etwas zu brechen.
    Trotzdem sprang er.
    Das letzte was er auf dem Dach sah, war das entsetzte Gesicht des Wachmannes, der ihm hinterher eilte.
    Dann prallte er auf die Plane des LKWs, den er eine Sekunde zuvor gesehen hatte. Schmerz durchzuckte seine zerschnittenen Arme, aber er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er musste hier weg.
    Ohne groß nachzudenken, rollte er sich zur Kante und hing schließlich an der Seite des LKWs. Hier hangelte er sich langsam nach vorne, riss die Tür zum Fahrerhaus auf und kletterte hinein.
    Der Fahrer hatte überhaupt keine Chance zu reagieren, da hatte Dave ihn auch schon durch seine Tür nach draußen befördert und sich selbst hinters Steuer geklemmt.
    Eine Sekunde später sah er im Rückspiegel die ersten Blaulichter auftauchen.
    Er riss das Steuer herum und lenkte den Wagen in Richtung Hafen. Dave wusste nicht, ob das eine gute Idee war, aber etwas besseres fiel ihm auf die Schnelle nicht ein. Er steuerte direkt auf einen Steg zu, klammerte sich an den Gurt und duckte sich hinter dem Armaturenbrett um gleich vor dem berstenden Glas in Sicherheit zu sein.
    Einen kurzen Moment schien er zu schweben und dann traf der LKW mit seiner kompletten Last auf das Wasser auf. Die Windschutzscheibe zersprang sofort und das Wasser drohte Dave hinauszuspülen. Aber der Gurt hielt ihn drinnen.
    Dave wartete, bis sich das Fahrerhaus mit Wasser gefüllt hatte und schwamm dann durch die geborstene Scheibe nach draußen.
    Er konnte die Polizisten nicht sehen, wusste aber, dass sie auf dem Pier standen und dem LKW nachsahen, wie er im Wasser versank.
    Aus Angst, es könnten noch welcche am Pier stehen, schwamm er zum nächsten und tauchte dort langsam auf.
    Die Polizisten standen noch da, wo er gerade abgetaucht war und besprachen etwas, achteten aber nicht auf ihn. Er zog sich den Pier nach oben und ging ein paar Meter in den Hafen hinein.
    Dann zog er sein Handy aus seiner Hosentasche und warf es weg. Nass war es zu nichts mehr zu gebrauchen.
    Zum Glück stand das Fenster des Hafenmeisterbüros offen und dessen Telefon lag gut sichtbar auf dem Fenstersims.
    Im Vorbeigehen griff Dave danach und tippte die Nummer seines Kontakts ein.
    »Ich habe es«, sagte er nur und ließ das Handy wieder fallen.
    Der Weg zum Hotel verlief dann unspektakulär. Niemand hielt ihn an oder fragte, warum er denn so nass sei. Die Menschen dachten vermutlich, er habe einfach eine Dusche gebraucht. Bei der Hitze war er nicht der einzige, der so dachte.
    Nicht einmal die Rezeptionistin im Hotel sah ihn an.
    Und schließlich erreichte er das Zimmer, schloss die Tür auf und betrat es.
    Sein Kontakt stand am Fenster, die Hände auf dem Rücken verschränkt und die braunen Haare zu einem Zopf gebunden.
    »Gab's Probleme?«, fragte sie ohne sich umzudrehen.
    »Keine, die ich nicht lösen konnte.«
    »Schön. Legen Sie den Ring auf den Tisch.«
    Dave tat wie geheißen und die Frau drehte sich um um den Ring zu untersuchen.
    Zum ersten Mal sah er ihr Gesicht. Sie hatte fein geschnittene, britische Züge, denen man aber doch ansah, dass sie schon einiges erlebt hatten. Sie besah sich den Ring mit fachkundigem Blick und steckte ihn dann in ihren Rucksack.
    »Sehr schön«, sagte sie und zog einen Umschlag hervor.
    Diesen reichte sie Dave. Ohne ihn zu öffnen wusste er, dass sich darin seine Bezahlung befand.
    Er nickte nur.
    Die Frau nickte ebenfalls und verließ dann das Zimmer.
    Dave wusste nicht, wann er sie das nächste Mal wieder sah, aber so war das nun einmal in seinem Job.
    Er besorgte Dinge gegen Bezahlung und stellte keine Fragen. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht warf er den Umschlag auf den Tisch und ging ins Badezimmer. Zeit für eine Dusche.

  • Abgesehen von einigen Logiklücken fehlt es mir bischen das man relativ orientierungslos ist was so den Schauplatz angeht.
    Sprich so Sachen wie Uhrzeit, Wetter, Ort usw.. Kann natürlich auch sein das das so beabsichtigt ist. ;)


    Wird es da noch eine Fortsetzung geben oder war es das schon?